Aufspaltung: ProSiebenSat.1 lehnt Berlusconi-Antrag ab
Der italienische Medienkonzern Media For Europe (MFE) veröffentlichte kürzlich seine Pläne mit Blick auf die anstehende Hauptversammlung der ProSiebenSat.1 Media SE. Konkret wollten die Italiener eine Aufspaltung von ProSiebenSat.1 durchsetzen. Dabei geht es speziell um die Zukunft von Beteiligungen abseits des Kerngeschäfts Entertainment, welche in den Segmenten Commerce & Ventures sowie Dating & Video zusammengefasst sind. Dies dürfte im Kontext eines mittelfristigen Rückzugs aus entsprechenden Bereichen gesehen werden.
Von diesem Plan hält man in Unterföhring offenbar wenig, wie das Unternehmen nun in einer Pressemitteilung kommunizierte. Gleiches gilt für von MFE vorgeschlagene Neubesetzungen im Aufsichtsrat.
Unternehmen befürchtet höhere Verschuldung und Wertverlust
Zwischen ProSiebenSat.1 und Großaktionär Berlusconi kündigt sich der nächste Konflikt an
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ProSiebenSat.1 lehnt die Anträge von MFE ab, da man durch die Maßnahme einerseits eine deutlich höhere Verschuldung im Gesamtkonzern befürchtet. Als Folge der Aufspaltung würde sich der Verschuldungsgrad der Gesellschaft erheblich auf bis zu 4,1x adjusted EBITDA (Basis 2023) erhöhen und damit strategische Akquisitionen ebenso unmöglich machen wie eine übliche Dividendenpolitik. Eine Aufspaltung anstelle eines Verkaufs von Beteiligungen würde daher der notwendigen Fortentwicklung des Kerngeschäfts mittelfristig schaden und damit einer markt- und wettbewerbsgerechten Aufstellung des Konzerns entgegenstehen. Die Aufspaltung liege damit nach Auffassung von Vorstand und Aufsichtsrat im singulären Interesse von MFE, nicht aber im Interesse aller übrigen Aktionäre, heißt es aus Unterföhring.
Kritik an Neubesetzung im Aufsichtsrat
Wenig Sympathien hat man bei ProSiebenSat.1 auch mit Blick auf einen potenziellen Ersatzkandidaten für den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher. MFE verlange demnach, das Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Rolf Nonnenmacher, der auch Vorsitzender des Prüfungsausschusses ist, durch den ehemaligen italienischen EY-Wirtschaftsprüfer Simone Scettri zu ersetzen. Außerdem hat MFE den ehemaligen italienischen Citibank-Investmentbanker Leopoldo Attolico als weiteren Kandidaten für den Aufsichtsrat nominiert.
PPF wiederum schlägt Christoph Mainusch als Kandidaten vor. Simone Scettri war MFE zufolge über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren bis 2022 in leitenden Funktionen für EY in Italien tätig. EY Deutschland war von 2019 bis 2023 Abschlussprüfer der ProSiebenSat.1 Group und auch von Jochen Schweizer mydays. EY habe in dieser Zeit Verstöße gegen das Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) bei Jochen Schweizer mydays nicht beanstandet. Die ProSiebenSat.1 Media SE werde eine Inanspruchnahme von EY prüfen müssen. Dies berge die offensichtliche Gefahr eines Interessenkonflikts bei Simone Scettri.
Eine Einschätzung (von Björn König)
Im Grundsatz verfolgen ProSiebenSat.1 und MFE die gleichen Ziele, nämlich einen Fokus auf das Kerngeschäft Entertainment. Das zumindest wurde bereits auf der vergangenen Bilanzpressekonferenz vom ProSiebenSat.1-Management beteuert. Im Endeffekt geht es nun um die Frage, wie man dieses Ziel erreichen will. MFE-Chef Pier Silvio Berlusconi sprach in der Presse von einer "Desinvestition" der nicht zum Kerngeschäft Entertainment gehörenden Unternehmensteile als Bedingung für ein stärkeres Engagement seines Hauses in München (was man zunächst sowohl als direkten Verkauf wie auch indirekt als Abspaltung verstehen kann). Statt einer Aufspaltung will das ProSiebenSat.1-Management jedoch an einem "wertmaximierenden Verkauf der relevanten Beteiligungen vorbehaltlich des Marktumfeldes" innerhalb von 12 bis 18 Monaten festhalten.
Die Differenz auf beiden Seiten liegt augenscheinlich in der Frage, ob man die Beteiligungen direkt verkauft oder sie aus dem Konzern herauslöst und zum Beispiel separat an die Börse bringt. Im Ergebnis sollte der Konflikt zwischen Großaktionär und Gesellschaft lösbar sein, sofern man am gleichen Outcome festhält. Komplex ist allerdings in der Tat die Besetzung des Aufsichtsrats. Generell hat sich EY als Wirtschaftsprüfer in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert, abseits von der aktuellen Diskussion bei ProSiebenSat.1 ließen sich hier auch Beispiele von Fällen in anderen Konzernen nennen.
Es ist also nur folgerichtig, sich als Konzern über dieses Thema grundsätzliche Gedanken zu machen. Nachvollziehbar ist aber auf der anderen Seite auch, dass MFE als größter Aktionär seinen Einfluss im Aufsichtsrat ausweiten will. Letztendlich muss sich dieser Anspruch dann aber an den tatsächlichen Beteiligungsverhältnissen messen lassen. Heißt im Klartext: Ist die Beteiligung von MFE an ProSiebenSat.1 groß genug, liegt es in ihrem Ermessen zu entscheiden, wer für die Eigentümer im Aufsichtsrat sitzt. Zumindest aktuell ist diesbezüglich noch Luft nach oben.
In einer weiteren Meldung lesen Sie: ProSiebenSat.1: Berlusconi will europäischen TV-Sender .