Thread
Menü

Manipulative Abdeckungszahlen (und Teltarif frisst sie)


14.02.2024 14:42 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 14.02.2024 15:06
Telefonica/o2 hat in der letzten Zeit viel 5G ausgebaut. Ihnen ist der Ausbau offenbar so wichtig, dass sie fast nur noch 5G melden, anstatt neue Stationen oder Sharing auf 4G, was die Leute viel mehr interessiert. Nochmal: mit einem 5G-Zubau wird kein Funkloch geschlossen, sofern es NSA ist und SA läuft bisher nur auf wenigen Stationen und noch weniger Handys. Nun denn....

Was ist eigentlich 5G? Das sind ja sehr unterschiedliche Sachen und sie unterscheiden sich von 2G, 3G/UMTS und 4G/LTE. Da gibt es auch Lowband und Highband, aber nicht die Vorstufe NSA und Endstufe SA (oder +). Das + bei 4G steht dagegen für CA = Carrier Aggregation, also mind. 2 anliegende LTE-Bänder. Bei Telefonica kommt nun sehr wenig Midband (1800-2100 MHz) im 5G zum Einsatz im DSS Modus (also als dynamisches Sharing der Frequenz mit 4G) wie es etwa die Telekom auf n1 (2100 MHz) oder Vodafone auf n3 (1800 MHz) betreibt, wenn man der Statistik der BNetzA vertraut.

Während also bei Telekom und Vodafone ein großer Anteil ihrer 5G-Coverage DSS auf n1 bzw. n3 ist, sind wir bei Telefonica hauptsächlich auf dezidiertes 5G in Form von n28 (700 MHz im Lowband) und n78 (3500 MHz im Highband) angewiesen. In Städten wird sehr viel Highband verbaut. Das hat aber nur geringe Reichweite. Also kann man daraus logisch relativ sicher schließen, dass der größte Anteil bei n28 liegt, was die Flächenabdeckung angeht. Was die Bevölkerung betrifft, kann es wieder anders sein, weil die sich in Städten ja bekanntlich sehr ballt.

Und damit kommen wir zum Problem: die Formulierung im Artikel, wonach "einige 5G-Geräte" keine Lowband-Aggregation unterstützten ist reichlich untertrieben und Schönmalerei. Eigentlich fast alle 5G-Geräte von Apple (auch das legendäre iPhone nicht) und viele Androiden unterstützen diese Kombi einfach nicht. Lediglich wenige hochpreisige Xiaomis, Samsungs, Oppos, OnePlus und noch ein paar einzelne Typen können das. Diese Kombis findet man auch nicht in den üblichen technischen Specs eines Geräts, sondern nur in Insider-Foren.

Zusammen mit der technisch bedingt falschen Anzeige "5G" in der Statusleiste wird daraus ein klarer Betrug. "5G" bedeutet im Display nicht, dass das Handy gerade jetzt 5G nutzt oder nutzen kann, sondern, dass die verbundene 4G-Zelle theoretisch 5G aggregieren kann, egal ob es das Handy kann oder nicht. So hat man fast durchgehend "5G" im Handy, in der Realität aber oft eher 4G anliegen.

5G ist aber zumeist die "Rettung" bei einer vollgelaufenen 4G-Zelle, die im Basisausbau eben häufig B20 oder im Notausbau B8 im Lowband ausmacht. Eine Lösung könnte nun 5G Standalone = SA (oder +) sein, was seit einiger Zeit freigeschaltet wurde. Da wird ja kein 4G mehr kombiniert. Aber auch SA gibt es wieder nur für einzelne Geräte und noch weniger Modelle und praktisch keine unter 800 € Verkaufspreis.

D.h. die Mehrzahl der bisherigen verkauften "5G"-Geräte kann das o2 5G-Netz mit angeblichen 95% Abdeckung gar nicht abbilden, sondern nur wesentlich kleinere 5G-Teilnetze.

Damit sind die o2 Zahlenspiele ziemliche Augenwischerei. Auf diesen Fakt angesprochen, kriegt man von o2 nur ausweichende Antworten, wie: dass sie für die Geräteausstattung nicht verantwortlich seien oder dass auch bei 4G mit Carrier Aggregation zwischen den Geräten Unterschiede bestünden. "5G" würde schließlich nicht bedeuten, dass sämtliche Handys alles 5G verstehen müssten. Das wäre bei 2G bis 4G auch nicht der Fall gewesen.

Das ist zwar richtig. Aber es besteht dennoch ein großer Unterschied zu 4G/LTE. Bei 4G unterscheiden sich die Geräte eigentlich technisch nur darin, wieviel 4G-Bänder miteinander kombiniert werden können. Das ist ja die CA oder Carrier Aggregation. Dennoch ist praktisch jedes 4G-Handy (außer einige wenige ganz alte) in der Lage sämtliche in Deutschland von o2 benutzte 4G Bänder auf 800 MHz (B20), 1800 MHz (B3), 2100 MHz (B1) oder 2600 MHz (B7) zu verstehen. Sie können nur unterschiedlich viele Bänder miteinander kombinieren. Im Endeffekt hat dadurch jedes 4G-Handy die gleiche Abdeckung, nur in der Kombination der Bänder d.h. der effektiven Geschwindigkeit unterscheiden sie sich. Da macht die Angabe von ## Prozent Bevölkerung oder Fläche seien abgedeckt also Sinn.

Anders ist es bei 5G, bei dem wohlgemerkt die Mehrzahl der 5G-Geräte diese Abdeckung nicht komplett wiedergeben kann, weil ihnen Lowband-Aggregation oder SA-Tauglichkeit fehlt. Da verkommen die xx% zur reinen Werbenummer und sagen im Endeffekt nichts aus für den individuellen Nutzer.