Schweiz: Radioveranstalter wollen UKW früher abschalten
Die Radiobranche war sich weitgehend einig: Eigentlich sollte der UKW-Ausstieg in der Schweiz schon Ende 2024 erfolgen. Gegen die UKW-Abschaltung waren nur wenige Radioveranstalter in der Westschweiz. Während sie 2024 ihre analoge Verbreitung hätten einstellen müssen, wären Konkurrenten, die von Frankreich aus und mit französischer Lizenz Fenster für die Schweiz ausstrahlen, weiter via UKW auf Sendung geblieben. Damit hätten die Schweizer Veranstalter vor allem in der Genfer-See-Region einen Wettbewerbsnachteil gehabt. In der Deutsch-Schweiz wehrte sich zudem Radiopionier Roger Schawinski mit seinem Radio 1 gegen das UKW-Aus. Er sieht darin keine Notwendigkeit, zumal das UKW-Band nicht neu genutzt werden soll.
Der Schweizer Bundesrat hatte daher auf seiner Sitzung vom 25. Oktober 2023 beschlossen, die 2024 auslaufenden UKW-Funkkonzessionen um zwei Jahre zu verlängern - angeblich zum letzten Mal. Damit erhalte die Radiobranche die gewünschte Flexibilität, um den Migrationsprozess vom analogen zum digitalen Radio erfolgreich abzuschließen, hieß es.
Mindestens ein Medienhaus will vorzeitig aus UKW aussteigen
Die Schweiz steigt beim Radio von UKW auf DAB+ um
Bild: SKV
Mindestens ein großes Schweizer Medienhaus will allerdings nicht so lange warten. Wie das Portal "DAB Swiss" aus mehreren Quellen erfuhr, prüfe das bisher nicht genannte Unternehmen den frühzeitigen UKW-Ausstieg seiner Radioprogramme Ende 2024. Mehr Informationen dazu gebe es spätestens auf dem Event "Swissradioday" Ende August 2024. In der Schweiz gibt es zwei große Radioveranstalter: Ringier, unter anderem mit Radiomarken wie Energy, und CH Media, der Betreiber von Sendern wie Radio 24. Ob es sich um einen der beiden Veranstalter handelt, ist aber noch offen.
Das Medienhaus gehe damit einer erheblichen, finanziellen Mehrbelastung durch die Doppelausstrahlung aus UKW und DAB+ frühzeitig aus dem Weg, hieß es. Die Radionutzung findet in der Schweiz bereits heute überwiegend digital (DAB+ und Internet) statt. Im Frühjahr 2023 betrug der Anteil der digitalen Radionutzung 81 Prozent; die UKW-Nutzung hat sich auf 19 Prozent reduziert. Zu Hause und bei der Arbeit erfolgt mehr als 80 Prozent der Nutzung über digitale Kanäle, im Auto beträgt der Anteil zwei Drittel. Nur noch acht Prozent des Publikums hört Radio ausschließlich Radio über UKW.
Zahlen, von denen Deutschland noch weit entfernt ist. Hier sieht die Lage umgekehrt aus, auch, weil vor allem der Privatfunk weiter an der analogen UKW-Verbreitung festhalten will.
UKW-Tunnelfunk wird ebenfalls 2024 eingestellt
Erst kürzlich wurde bekannt, dass auch das Bundesamt für Straßen (ASTRA) die UKW-Versorgung in den Schweizer Nationalstraßentunnels Ende 2024 aus Kostengründen einstellen wird. Das bedeutet aber auch, dass Autofahrer ohne DAB+-Empfang in Fahrzeugen ab 2025 nicht mehr über Störungen im Tunnel wie Unfälle gewarnt werden. Betroffen sind hier auch zahlreiche Deutsche, die beispielsweise im Sommer die Schweiz als Transitland zum Urlaub in Italien nutzen.
In Belgien diskutieren Radioveranstalter ebenfalls über den Ausstieg aus dem UKW-Radio und dem Umstieg zu DAB+.