Kleinblittersdorf: Der Grund für das Telekom-Netzproblem
Die Lage der Station an der Grenze führte zum Funkloch
Bild: Telekom, Screenshot: teltarif.de / Leserzuschrift
Um zu zeigen, dass sie die Auflagen der Bundesnetzagentur zur Netzabdeckung erfüllen, überbieten sich die drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber gegenseitig mit Erfolgsmeldungen. Insbesondere die Telekom gewinnt so gut wie jeden Netztest. Auch viele Kunden beobachten eine spürbare Verbesserung der Netzabdeckung.
Doch nicht in allen Fällen stimmt die persönliche Beobachtung einzelner Kunden mit den Jubelmeldungen überein. Von einem besonders krassen Fall einer Netz-Verschlechterung berichtet ein Telekom-Kunde aus dem Saarland.
Die Lage der Station an der Grenze führte zum Funkloch
Bild: Telekom, Screenshot: teltarif.de / Leserzuschrift
Leser kann die Probleme gut beschreiben
Ende Oktober schrieb der Telekom-Kunde an unsere Redaktion:
Ich arbeite im Außendienst und nutze beruflich das Telekom-Netz, auf das ich auch im Home-Office angewiesen bin. Die Telekom-LTE-Netzqualität hat sich in den letzten Jahren im Allgemeinen spürbar verbessert, doch es gibt auch ein Beispiel für eine Verschlechterung. Das Mobilfunknetz ist seit April 2020 in meinem Wohnort 66271 Kleinblittersdorf (im Saarland, direkt neben Saarbrücken) nur noch stark eingeschränkt nutzbar. Die Telefonate brechen nach kurzer Zeit regelmäßig ab und die Datenverbindungen sind kaum mehr nutzbar. Das Problem tritt seit der Umrüstung des Sendestandortes in der [...] Straße [...] in 66271 Kleinblittersdorf im April 2020 auf.Der teltarif.de-Leser konnte seine Beobachtungen mit dem Telekom-Netz in den zurückliegenden Monaten gut beschreiben. Bei den Umrüstungsarbeiten sei "logischerweise" zeitweise "kein Netz" verfügbar gewesen. Seither würden auch die Probleme mit den Verbindungsabbrüchen und der schlechten Datenverbindung auftreten. Die Telekom-Hotline habe das damals mit der Aufrüstung auf LTE begründet.
Die Umrüstung sei dann nach rund zwei Wochen abgeschlossen gewesen, doch die Probleme würden seither weiterhin bestehen. Dass tatsächlich am genannten Standort gearbeitet worden war, belegt der aufmerksame Leser mit Bildern. Das Kuriose sei nun, dass die Telekom-Hotline mittlerweile bei Rückfragen angibt, dass an der Adresse der bisherigen Sendeanlage gar kein Sendestandort aufgeführt sei. Offensichtlich müsse bei der Umrüstung etwas nicht rund gelaufen sein. Auf der LTE-Netzabdeckungskarte sei der Ort zwischenzeitlich als unversorgt aufgeführt. Es gebe auch weitere Betroffene im Ort, es liege also nicht an der genutzten Hardware.
Die neuen Antennen mussten von Frankreich weggedreht werden
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Problem: Lage an der Grenze zu Frankreich
teltarif.de hat in der Sache bei der Telekom nachgefragt - und auch bei der Telekom musste man sich zunächst auf eine Spurensuche zu dem Fall begeben. Dann erhielten wir eine ungewöhnlich ausführliche Auskunft, in der auch die Ursache des Problems erwähnt wird:
Ich bin Ihnen noch detaillierte Infos zu den Mobilfunkproblemen in Kleinblittersdorf schuldig. Zunächst zur Historie: Der Standort Kleinblittersdorf City wurde 2020 bezüglich einer LTE Erweiterung umgeplant und umgebaut. Die Inbetriebnahme im Netz fand Mitte des Jahres statt.Aufgrund der direkten Lage an der Landesgrenze zu Frankreich herrschen hier besondere Bedingungen zum Betrieb und zur Koordinierung von Standorten. Der Umbau erfolgte auf Basis der Zielbildantennen-Thematik (eine breitbandige Antenne für alle Dienste) und einem neuen BNetzA-Koordinierungsmodell. So wurden aus vier Antennen zwei Zielbildantennen.
Um die Antennen in dieser Konstellation betreibbar zu machen, wurden sie von der Grenze, und somit von Kleinblittersdorf weg gedreht. Dies ist der Grund für die - zur Zeit noch - schlechte Versorgung in Kleinblittersdorf. Nach Erkennen der Problematik entschieden sich die Kollegen aus der Technik für einen Rückbau der Station auf zwei getrennte Antennensysteme.
Nach der Umplanung, der Auslands-Koordinierung, der Standortbescheinigung, der Planerstellung und dem Bestellen der neuen Antennen war zusätzlich ein entsprechender Gemeinderatsbeschluss für den Umbau notwendig. Eigentümer des Standorts ist die Gemeinde. An dem Schornstein ist die Heizung in Betrieb und versorgt Kindergarten, Schule, Turnhalle und eine Pizzeria mit Wohnung. Deswegen soll der finale Umbau erst nach Ende der Heizperiode stattfinden - so hat es der Gemeinderat vor wenigen Tagen beschlossen.
Für die Übergangszeit wollen wir eine mobile Sendeanlage aufbauen. Diesem Vorhaben hat der Gemeinderat ebenfalls am 8. Dezember zugestimmt, nun werden wir ein Provisorium errichten. Den genauen Zeitplan konnten wir im Termin mit der Gemeinde noch nicht festlegen; Ziel ist, möglichst noch im Januar den mobilen Mast in Betrieb nehmen zu können. Wenn der Lockdown länger als 10. Januar 2021 dauern sollte, besteht vielleicht doch die Möglichkeit, in der KW2/3 [also zwischen 11. und 24. Januar, Anm. d. Red.] die Heizanlage samt Schornstein "runterzufahren" und damit das Provisorium zu umgehen. In diesem Falle hätte die Pandemie ausnahmsweise mal einen positiven Effekt...
Welches Netz hat die beste Netzabdeckung? Wir zeigen, worauf Sie bei der Wahl des Netzes zwischen Telekom (T-Mobile), Vodafone und o2 (Telefónica) achten sollten.