Nur 100 Standorte: 1&1 verfehlt weiteres Netz-Ausbauziel
1&1 hat ein weiteres selbstgestecktes Ausbauziel für sein Mobilfunknetz verfehlt. Derzeit besteht das vierte deutsche Handynetz aus lediglich 100 Standorten, wie das Onlinemagazin Golem berichtet. Die Angaben beziehen sich auf ein Interview, das 1&1-Chef Ralph Dommermuth der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gab.
Damit hat 1&1 sein Netz seit November um 40 Standorte erweitert. Das ist einerseits ein Fortschritt. Andererseits äußerte Unternehmenschef Dommermuth seinerzeit die Erwartung, bis zum Jahreswechsel 200 Standorte ins Netz integriert zu haben. Dieses Ziel peilt der Neuling unter den deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern nun für Februar an.
Mehr als 1000 "passive Standorte"
1&1-Chef Ralph Dommermuth
Foto: Picture Alliance / dpa
Wie es im Bericht weiter heißt, verfügte 1&1 zum Jahreswechsel insgesamt über 1055 Standorte "mit rein passiver Infrastruktur". Das heißt, der Konzern hat sich die Nutzungsrechte für die Masten gesichert. Der Aufbau der Sende- und Empfangstechnik und/oder die Integration ins Netz sind aber noch nicht erfolgt. Es handele sich um bestehende Mobilfunk-Standorte, die von 1&1 nun mitgenutzt werden.
Ralf Dommermuth mit den Worten zitiert: "Der Flaschenhals beim Aufbau von Funknetzen ist die Verfügbarkeit von Mast-Standorten, den haben wir nun überwunden. Glasfaser zu legen und Antennen anzuschließen, ist vor allem Fleißarbeit. Wir haben Tausende Antennen auf Lager. Und Glasfaseranschlüsse sind das Tagesgeschäft von 1&1 Versatel."
1&1 Chef: "Ich nutze unser Netz selbst"
Der 1&1-Chef erklärte dem Bericht zufolge weiter: "Ich nutze unser Netz selbst. Der Übergang zwischen unseren Antennen und einer Telefónica-Antenne ist nicht merkbar." Das bestätigte sich auch im Test von teltarif.de, den wir kurz nach Netzstart von 1&1 für klassische Mobilfunktarife durchgeführt haben.
Branchenkenner äußern die Vermutung, dass 1&1 den Netzausbau unter Missachtung der Lizenzauflagen bewusst auf ein Minimum beschränkt, um Geld zu sparen. Die Bundesnetzagentur schreite aber nicht oder nur halbherzig ein, da ein viertes Netz dem Wettbewerb zugutekomme. Dommermuth zeige sich hingegen optimistisch. Vantage Towers habe 1&1 sitzen gelassen. Mit neuen Ausbaupartnern habe man aber kräftig aufgeholt.
In einer weiteren Meldung haben wir darüber berichtet, dass Ralph Dommermuth die Ansicht vertritt, dass es genügend Frequenzen für vier Netze gibt.