Connect-Netztest: o2 stark bei 5G, Telekom vorne
Vor 30 Jahren erschien der erste Netztest der Fachzeitschrift "Connect". Seitdem ist der Herbst, wenn der aktuelle Test erscheint, ein extrem wichtiges Datum bei den Netzbetreibern in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH). Vor 30 Jahren gab es nur zwei Netze: "D1" (Telekom) oder "D2" (Mannesmann, heute Vodafone) und die Tests wurden noch in privaten Fahrzeugen der Redakteure durchgeführt. Einer telefonierte und protokollierte, der andere fuhr. Die Testroute ging über Autobahnen und wichtige Bundesstraßen. Züge oder indoor waren damals noch kein Thema.
Umlaut (früher P3) misst seit 2004
Beim Connect-Test 2024, der 2023 durchgeführt wurde, liegt erneut die Telekom vorne.
Grafik: Connect / WEKA Medien
Seit 2004 holte Connect das Unternehmen "P3" aus Aachen an Bord. Das ist ein weltweit aktiver Testspezialist, der heute (genauer seit 2019) unter dem Namen "Umlaut" firmiert und inzwischen zur Accenture Unternehmensgruppe gehört. Die machen nichts anderes, als Netze zu testen und daraufhin Gutachten zu erstellen, wo es hakt und wo Verbesserungspotenzial wäre.
Wurde anfangs nur Deutschland getestet, kamen ab 2011 die Schweiz und ab 2012 noch Österreich dazu.
Wichtigster Benchmark
Connect stellt fest, als "wichtigster Benchmark" der Branche wahrgenommen zu werden. Wie Insider wissen, gibt es während des vorher angekündigten Testzeitraums einen "Network freeze", d.h. an den Netzen darf nichts verändert werden, keine Umbauten, Neubauten oder neue Software, um ja nicht das Messergebnis zu beeinflussen.
Connect hat seine Testkriterien immer wieder verfeinert und verändert, etwa beim Test des Rufaufbauerfolgs (Wählen, "Abheben", kommt die Verbindung zustande?) oder bei der Qualitätsbewertung von YouTube-Streams.
Wie wird bewertet?
Connect teilt die Messungen in Datenverbindungen (48 Prozent) und Sprache (27 Prozent) auf, die restlichen 25 Prozent der Ergebnisse werden aus dem sogenannten "Crowd-Sourcing" ermittelt. Dazu laden sich Freiwillige eine spezielle App aufs Handy, die laufend die Netzqualität des vom Kunden gebuchten Netzes untersucht und die Ergebnisse an die Server von Umlaut und damit Connect übermittelt. Die Daten sind anonym. Ob Fritz Maier oder Susi Müller testen, interessiert nicht; wenn aber 200 Menschen am Hauptbahnhof in Berlin kein oder schlechtes Netz haben sollten, interessiert das natürlich schon. Beim klassischen Drivetest wurden 23.370 km abgespult, 382.874 "Daten-" und 59.583 "Sprachsamples" erfasst und ausgewertet. Beim Crowdsourcing waren immerhin 2,51 Millionen Teilnehmer online und steuerten 13,1 Millionen Samples bei, sie meldeten im Schnitt 98,4 Prozent Abdeckung.
Wie ist die Datenlage in Deutschland?
Bei Telekom und Vodafone seien die Punktezahlen deutlich gestiegen, insbesondere durch das Thema Daten. Eigentlich nichts Neues, doch die Datenqualität habe sich bei beiden spürbar verbessert, stellt die Connect fest. o2/Telefónica konnte sich hier nur um einen Punkt verbessern, der Abstand zu Vodafone/Telekom sei größer geworden, gleichwohl habe sich auch die Lage bei den Münchnern "signifikant" verbessert.
Die Telekom liege in den Städten vorne, konstatierten die Tester, Vodafone sei beim Walktest (den Connect erst relativ spät eingeführt hatte, nachdem die Kollegen der Chip das vorgemacht hatten) "stark".
Vodafone und o2 auf Augenhöhe
In den Großstädten liegen Vodafone und o2 auf Augenhöhe, aber "mit Abstand zur Telekom". Bei den Walktest habe sich Vodafone "fast an Telekom heranarbeiten" können, o2 sei "deutlicher auf Platz 3" gelandet. In Groß- und Kleinstädten hätten alle drei Netze hohe Erfolgsquoten gezeigt. Unterschiede habe es in der "Perfomance" gegeben, am Ende seien aber alle Datenverbindungen erfolgreich gewesen. Freude für o2: Bei den schnellsten 10 Prozent der Downloads im Land lag o2 auf Rang zwei vor Vodafone. Das hatten viele Anwender im Internet schon länger "gefühlt" bewertet, Connect liefert die Daten dazu.
Bei den Uploads wiederum kann sich Vodafone vor o2 schieben.
Telekom hat Vorteile auf dem Land
Kamen die Tester in den ländlichen Raum, blieb die Telekom deutlich vorne ("auf Großstadt-Niveau"), während in Kleinstädten oder auf Verbindungsstraßen dann Vodafone und o2 "näher beieinander", aber weit hinter der Telekom zurücklagen.
Connect formuliert es diplomatisch: "Wer Konnektivität im Auto sucht und auf seinen typischen Strecken keine anderen Erfahrungen macht, fährt mit der Telekom am besten." Soll heißen: Es kann auch Ecken geben, wo die Telekom noch Nachholbedarf hat, aber sie sind wohl weitaus seltener als bei der Konkurrenz.
Problemfall Bahn
"Leider keine Verbesserungen" kritisiert die Connect beim Bahnfahren, lediglich der Telekom sei eine leichte Verbesserung gelungen, dafür seien Vodafone und o2 zurückgefallen. Die Ursachen sind kurios: Viele Züge mit den Testern wurden auf weniger gut versorgte Strecken umgeleitet.
Braucht man 5G?
Der neue Standard sei längst im Markt angekommen, stellt Connect fest und bescheinigt der Telekom eine Verfügbarkeit über alle Szenarien von 90 Prozent, sogar auf schwierigen Verbindungsstraßen oder in Zügen. Telekom und Vodafone setzen noch stark auf DSS-Technologie, während o2 mehr auf "reines 5G" (in den Städten) setzt.
"Zuverlässigkeit"
Bei der Zuverlässigkeit waren maximal 148 Punkte für Sprache zu erzielen, die Rangfolge ist dort dramatisch klar: Die Telekom schaffte im Drivetest 99 Prozent, Vodafone 96 Prozent und o2 musste sich mit 92 Prozent begnügen. Beim Walktest bleibt die gleiche Reihenfolge, mit 96 Prozent (Telekom), 92 Prozent (Vodafone) und 84 Prozent für o2-Telefónica. Bei den Daten im Walktest schaffte o2 nur 79 Prozent.
Aus der Crowd errechnen sich für die Telekom 94 Prozent, Vodafone 92 Prozent und o2 89 Prozent.
Deutschland: Telekom bleibt vorne
Connect-Test 2024: Deutschland, Österreich und Schweiz im Vergleich
Grafik: Connect / WEKA Medien
Das Ergebnis für Deutschland ist also glasklar und keine Überraschung: Die Telekom liegt mit 267 Gesamtpunkten weiter auf dem Spitzenplatz. Bei Rang 2 und 3 schafft es Vodafone (262 Punkte) noch den dritten Anbieter o2 (252 Punkte) auf seinen Platz zu verweisen, aber in bestimmten Situationen kann o2 mit Vodafone gleichziehen oder regional sogar besser sein.
Österreich: Magenta gewinnt
Auch in Österreich ist das "Leistungsniveau" gestiegen und liegt über den Werten für Deutschland. Gewinner ist in Österreich (wie in Deutschland) die Telekom, die in Österreich Magenta heißt (265 Punkte). A1 (früher Mobilkom, 258 Punkte) und Hutchison Drei (früher One/Orange und Drei mit 250 Punkten) hätten sich zwar verbessert, die Abstände zum Spitzenreiter seien aber gleich geblieben.
Schweiz: Swisscom holt Punkte-Rekord
In der Schweiz hat der Testsieger Swisscom ein "Rekordergebnis" erzielt, das deckt sich auch mit unseren eigenen subjektiven Erfahrungen. In punkto Netzausbau können sich die deutschen Netzbetreiber durchgängig noch einiges von den Schweizern "abschauen". Interessanterweise sind die Mobilfunkgrenzwerte in der Schweiz sehr streng, was kurioserweise zu einer wesentlich besseren Netzabdeckung führt, weil viel mehr Sendestationen notwendig und auch vorhanden sind als in Deutschland.
Swisscom erzielte im Test der Connect den "höchsten jemals erzielten Punktestand" (268 Gesamt-Punkte), sowohl bei 3G, 4G als auch bei der 5G-Technologie. 2G gibt es in der Schweiz bekanntlich nicht mehr.
Auch Sunrise (267 Punkte) und Salt (258 Punkte) haben verglichen mit Deutschland ein extrem hohes Niveau. In Großstädten konnte Sunrise an einigen Stellen die Swisscom leicht übertreffen. Auf Verbindungsstraßen habe Salt (früher Orange Swiss) aber noch deutliches Verbesserungspotenzial, stellten die Tester fest.
Der komplette Test mit zahlreichen Tabellen kann unter www.connect.de/netztest nachgelesen werden.
Die Kollegen von Chip hatten in etwa ein ähnliches Ergebnis erzielt.