Hannover Messe Industrie: Wasserstoff, KI und 5G
Gestern hat in Hannover die diesjährige Hannover Messe (Industrie) ihre Tore geöffnet, die auch gerne die "Mutter aller Messen" genannt wird. Weil diese Messe vor Jahren aus allen Nähten zu platzen drohte, wurden die Bereiche Computer und Telekommunikation 1986 erstmalig in die Messe CEBIT ausgegliedert. Nach jahrelangen Erfolgen war dann 2018 Schluss mit der Messe CEBIT.
Zielgruppe Industrie
Die Hannover Messe Industrie richtet sich an die produzierende und verarbeitende Industrie und alles was dazu gehört. Das ist auch die Telekommunikation, wobei die bekannten Anbieter diese Messe als unterschiedlich bedeutsam einstufen.
In einer Halle ging es nur um Robotik.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Je nach Halle stand Wasserstoff, Robotik, künstliche Intelligenz (KI) oder 5G-Campus auf den Schildern der Unternehmen.
Telekom bleibt weitgehend unsichtbar
Die Deutsche Telekom (hier T-Systems) lieferte für viele Aussteller und Anbieter das Netz, blieb auf der Messe aber weitgehend "unsichtbar".
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Von der Deutschen Telekom war dieses Jahr auf der Hannover Messe kein eigener Stand zu finden. Der Stand von CATENA-X bzw. GAIA-X wird zwar von T-Systems "gepowert", und am Stand des Bundeswirtschaftsministers sind Keynotes von Telekom-Vertretern vorgesehen, aber ein Logo oder Namensschild oder gar einen Ansprechpartner fanden wir dort nicht. Die Telekom setzt voll auf ihr eigenes Messe-Format Digital X, das inzwischen sogar regionale Ableger bekommen hat.
Vodafone zeigt Modbus Cloud Connect
Am Stand von Amazons Cloud (AWS) stellte Vodafone sein ModBusConnect vor.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Vodafone ist in Hannover mit einem kleinen Stand am Hauptstand von Amazon AWS (Halle 15 D76) zu finden gewesen, dort wurde "Modbus Cloud Connect" vorgestellt. Es dient der Energieüberwachung und -optimierung und soll auch Maschinen im Internet der Dinge zu echten Stromsparern machen. Durch die Auswertung des Energieverbrauchs in Echtzeit soll sich mithilfe von KI der Energieverbrauch um bis zu 30 Prozent senken lassen.
Ein weiteres Thema bei Vodafone sind 5G-Campus-Netze und die dazugehörenden Anwendungen.
o2 erneut auf der Messe vertreten
o2 Business Director Nikolaos Kalivianakis (2.v.l.) stand den Fachbesuchern Rede und Antwort.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Bei der Business Division von o2 (Halle 15 Stand J51) wurden "clevere Vernetzungsmöglichkeiten" per 5G-Campusnetz und "effiziente IoT-Konnektivität" gezeigt. In einem Produktionsprozess fotografiert eine Kamera permanent die produzierten Gegenstände und übermittelt die Bilder über 5G in die Cloud. Dort werden die Bilder ausgewertet, eine Statistik erstellt und in Echtzeit zurück in die Fabrik übermittelt, wo sie auf einem Bildschirm an der Maschine angezeigt werden.
Campus statt WLAN
Viele Firmen, so war zu erfahren, vernetzen ihre Maschinen immer noch mit WLAN, was aber problematisch sein kann, da diese Frequenzen mit Computer-Mäusen, Tastaturen oder anderen WLANs geteilt werden müssen. 5G-Campus-Netze stehen den Firmen exklusiv zur Verfügung und sind über eine SIM-Karte abgesichert, die Daten bleiben auf Wunsch in der Firma. Mobilfunknetzbetreiber wie o2, Vodafone oder die Telekom oder Netzwerkausrüster wie Ericsson oder Nokia etc. können auf Wunsch das Unternehmen bei der Planung oder dem Aufbau von 5G-Campus-Netzen beraten oder begleiten.
Hilfe aus der Ferne mit 5G-Video-Call, z.B. im o2-Netz
Nicht immer stehen vor Ort Experten zur Verfügung. Mit einer Datenbrille steht der Techniker vor Ort mit einem Spezialisten des Herstellers oder einem Experten in Verbindung, der über die Videokamera des Menschen vor Ort informiert wird und Tipps geben kann. Auch der Remote-Service-Spezialist "TeamViewer" arbeitet jetzt mit o2 zusammen und hat seine Software um eine "Frontworker"-Komponente erweitert.
o2 goes Satellite
o2 stellte in Hannover seine Aktivitäten beim Internet der Dinge (IoT) via Satellit vor. o2 hat Partnerschaften mit mehreren weltweiten Satellitenbetreibern und kann daher verschiedene Versorgungsbereiche und Anforderungen bedienen. Bei o2 ist man sich sicher, dass Mobilfunk über Satellit "das nächste größere Ding" werden wird. Mit Android-Endgeräten soll es bald möglich sein, aus regulär nicht versorgten Gebieten wenigstens eine SMS an beliebige Ziele schicken zu können. Beim iPhone kann aktuell nur eine Notfallnachricht über ein dafür eingerichtetes Service-Center übermittelt werden.
Ericsson liefert 5G-Campus und zeigt passende Anwendungen
Der schlaue elektrische Schraubenzieher misst Drehwinkel und Drehmoment und speichert das über 5G in die Dokumentations-Cloud.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ericsson zeigte mit Partnern 5G-Anwendungen in der Praxis. Der smarte Akkuschrauber von Atlas Copco übermittelt über 5G Informationen zum Drehmoment und dem Winkel der Schraube. Damit lässt sich später nachweisen, ob alle Schrauben in einem Auto oder Flugzeug oder einem anderen Produkt korrekt festgezogen wurden. Das kann bei späteren Garantieproblemen oder der Fehlersuche ein wichtiges Thema werden.
In Fabrikhallen ist die Position von Maschinen oder automatischen Flurförderfahrzeugen wichtig (AGVs). Ericsson kann mit Hilfe von 5G-Campussendern den Standort auf 50 cm genau ermitteln, mit weiteren Maßnahmen kann es auch genauer werden. Am Stand von o2 bahnte sich ein schlaues AGV den Weg durch die Besuchermenge und blieb so lange stehen, bis der "Pfad" wieder frei war.
Keine Endgerätehersteller, keine Serviceprovider, keine Privatkundenangebote
Wer wissen will, welche Endgeräte und Tarife möglich sind oder kommen werden, welche Netzbetreiber wo ausbauen oder wer eine Frage zu seinem Vertrag hat, würde auf der Messe, die sich speziell an Geschäftskunden richtet, total enttäuscht sein, diese Unternehmen oder Anbieter sind seit dem Ende der CEBIT nicht mehr da.
BlackBerry sorgt für Sicherheit
BlackBerry baut (leider) keine Smartphones mehr sorgt aber für Sicherheit auch auf älteren Computersystemen (z.B. Windows XP)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Ein legendärer Smartphone-Hersteller war dann doch da, aber Smartphones stellen sie lange nicht mehr her. Sie möchten mit ihrer Software für Sicherheit auf Smartphones (Mobile Device Management MDM) oder Firmen-PCs sorgen. Die Rede ist vom kanadischen Unternehmen Blackberry, das in Halle 16 (Stand A12) zu finden ist. An einem älteren PC mit Windows XP zeigte BlackBerry seine Sicherheitslösung, die sich bewusst an die Betreiber solcher älteren Geräte richtet, die aus bestimmten Gründen kein Update auf aktuelle Windows-Versionen (aktuell ist derzeit Windows 11 23H2) oder andere Betriebssysteme fahren können oder wollen. Gerade in der Industrie gibt es noch viel mehr laufende Systeme, die Sicherheit brauchen, als man denkt.
Die Hannover Messe läuft noch bis zum Freitag, den 26. April.